Den Stromtarif wechseln – Antworten auf die wichtigsten Fragen

Den Stromtarif wechseln - Antworten auf die wichtigsten Fragen

Den Stromtarif wechseln – Antworten auf die wichtigsten Fragen

Die Strompreise sind in Berlin zum Jahreswechsel 2022-2023 stark gestiegen. Allein die Stadtwerke erhöhten die Kosten für zwei Drittel der eigenen Kunden. Für viele Betroffene stellen sich zwei Fragen: Kann erstens ein Wechsel des Tarifs und/oder des Anbieters zu niedrigeren Preisen verhelfen? Ist dies zweitens überhaupt noch notwendig bzw. sinnvoll, greift doch inzwischen auch die gesetzlich verankerte Strompreisbremse? Wir geben die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Komplex des Stromtarifwechsels.

Stromtarif wechseln – worauf sollte man jetzt achten beim Stromanbieter-Wechsel? Antworten auf die wichtigsten Fragen

Allgemeine Informationen zur Strompreisbremse und zu einem Tarifwechsel

Die Strompreisbremse deckelt Ihren Strompreis auf 40 Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent Ihres bisherigen Verbrauchs. Sparen Sie 20 Prozent ein, zahlen Sie also maximal diesen Preis. Ansonsten richten sich die Kosten für diesen zusätzlichen Verbrauch nach dem aktuellen Tarif. Liegt der Preis eines Stromanbieters unter der Preisbremse, zahlen Sie nur, was von diesem verlangt wird.

Die perfekte Einweihungsparty mit kleinem Budget

Möchten Sie Ihren Stromtarif wechseln, müssen Sie nicht unbedingt Ihren Anbieter verlassen. Dieser kann ebenfalls günstigere Tarife bieten. Ist dies nicht der Fall, sollten Sie zu einem anderen Versorger gehen. Dann ist ein umfassender Vergleich empfehlenswert, der nicht bei den bloßen Preisen stehenbleiben sollten.

Auf welche Punkte sollten Sie beim Wechsel des Stromtarifs neben den Preisen achten?

– Kündigungsfristen: Haben Sie noch nie gekündigt, sind Sie vermutlich beim Grundversorger. Sie dürfen dann jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen kündigen. Ansonsten gilt eine Kündigungsfrist von sechs Wochen zum Vertragsende. Ein Sonderkündigungsrecht besitzen Sie bei einer aktuellen Preiserhöhung.

– Preisgarantien: Garantiert der Versorger die Höhe der Kosten für die gesamte Vertragslaufzeit oder wenigstens einen Teil? Oder kann er diese jederzeit erhöhen? Der zweite Fall spricht gegen einen Wechsel?

– Mindestvertragslaufzeit: Üblich ist ein Jahr. Inzwischen gibt es aber auch Verträge für sechs Monate. Diese geben mehr Flexibilität, was in der aktuellen Zeit wertvoll sein kann.

– Wechselprämien: Bei einem Anbieterwechsel können Sie möglicherweise eine Prämie erhalten, die den neuen Tarif günstiger als den bisherigen macht, obwohl der Kilowattstundenpreis identisch oder höher ist.

Wer kündigt den Stromtarif? Sie oder der neue Anbieter für Sie?

Wenn Sie zu einem anderen Anbieter wechseln, kündigt Ihr neuer Versorger in der Regel Ihren bisherigen Vertrag in Ihrem Namen. Es existieren zwei Szenarien, bei denen Sie selbst kündigen sollten. Sie befinden sich erstens nahe an der Kündigungsfrist für den laufenden Vertrag und wissen bereits, dass Sie wechseln möchten. Zweitens gab es eine Preiserhöhung und Sie möchten von Ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen.

Ist der Wechsel des Stromanbieters in der aktuellen Situation empfehlenswert?

Liegt Ihr Preis unter 40 Cent pro Kilowattstunden, ist ein Wechsel vermutlich nicht sinnvoll. Dies gilt insbesondere dann, wenn Sie über eine Preisgarantie verfügen. Ist er höher und haben Sie keine Preisgarantie, sollten Sie wechseln. Bei einem Preis unter 40 Cent ohne Garantie ist ein Strompreisvergleich mit Hilfe eines Stromtarifrechner empfehlenswert, um sicherzugehen, dass keine besseren Optionen existieren. Das Gebot der aktuellen Situation lautet, einen bestmöglichen Mix aus Flexibilität und Kostengewissheit zu finden.

Wann ist der beste Moment, um den Stromtarif zu wechseln?

Viele Versorger bieten erst eine Preisgarantie an, um nach deren Ablauf die Kosten für die eigenen Tarife deutlich zu erhöhen. Sie sollten in jedem Fall zum Ende der Preisgarantie kündigen, um den Kostenanstieg zu vermeiden. Generell prüfen Sie idealerweise nach jeder Preiserhöhung, ob Sie von Ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und wechseln sollten. Es sei dabei aber ebenfalls angemerkt, dass es für Sie die beste Lösung sein kann, alles so zu belassen, wie es ist.

Was ist die Grundversorgung und sollten Sie in diese wechseln?

Der Grundversorger ist der Anbieter, der die meisten Kunden beliefert. In Berlin sind dies nicht die Stadtwerke, sondern die Vattenfall Europe Sales GmbH. Grundversorger waren lange die teuersten Anbieter, weil sie eine sehr defensive Beschaffungsstrategie verfolgten und auf einen Energiemix achteten. Dies hat sich inzwischen als ihr großer Vorteil erwiesen: Durch ihre langen Versorgungsverträge und den Mix sind sie günstiger. Grundversorgern ist es zudem gesetzlich verboten, die Preise im Grundtarif für Neu- und Bestandskunden zu unterscheiden. Ein Wechsel kann sich deshalb lohnen, um die Einsparungen zu erzielen.

Allerdings gibt es eine wichtige Einschränkung: Grundversorger dürfen Neukunden für die ersten drei Monate in die Ersatz- bzw. Notversorgung einstufen. Diese darf erheblich teurer sein. Ein Beispiel aus Bremen aus dem Sommer 2022 zeigt, was dies bedeuten kann: Die Ersatzversorgung war drei Mal so teuer wie der Grundtarif. Der Grundversorger stufte die Hälfte der Neukunden erst einmal entsprechend ein. Die Kostenvorteile gingen verloren.

Was ist die Ersatzversorgung?

Wenn ein Stromanbieter insolvent geht, benötigen dessen Kunden weiterhin Energie. Wenn eine Person ohne Vertrag Strom entnimmt, muss der Verbrauch hierfür ebenfalls abgerechnet werden. Wenn es zu Engpässen in der Normalversorgung kommt, muss eine Notfallreserve vorhanden sein. In all diesen Fällen kommt die Ersatzversorgung zum Einsatz, die der Grundversorger bereitstellen muss.

Fazit: Ein Wechsel will geprüft und geplant sein

Der Wechsel des Stromtarifs sollte keine unüberlegte Kurzschlussreaktion sein. Planungen und Prüfungen sind unverzichtbar. Ansonsten drohen unangenehme Überraschungen. Nicht immer ist der Wechsel die beste Entscheidung.